Kommgenial – Teamarbeit auf Augenhöhe
Von Praktikant*innen über Azubis und Sachbearbeiter*innen bis hin zu Junior- oder Senior-Manager*innen – viele Teams in Unternehmen, Behörden und Verbänden sind heute breit aufgestellt. Das bringt frische Perspektiven und vielfältige Erfahrungen zusammen. Das ist spannend. Manchmal auch holprig. Damit aus Vielfalt echte Stärke wird, braucht es mehr als ein gemeinsames Ziel. Es braucht eine Kommunikation, die verbindet. Wie das gelingt? Genau darum geht es dieses Mal bei Kommgenial.
Was oft wie ein guter Vorsatz klingt, ist im Alltag meist schwieriger umzusetzen als gedacht. Kommunikation auf Augenhöhe – wie genau funktioniert das eigentlich? In Teams mit unterschiedlichen Hierarchien und Erfahrungsstufen stolpert man schnell über verschiedene Erwartungen und unausgesprochene Grenzen. Damit eine einheitliche Kommunikation gelingt und ein gemeinsames Verständnis entsteht, lohnt es sich, einige zentrale Punkte zu beachten. Diese einfachen, aber wirkungsvollen Tipps helfen dabei, die Zusammenarbeit wirklich gleichberechtigt zu gestalten.
1. Erwartungen klären – Rollen sichtbar machen
Wer darf was einbringen und wer darf entscheiden? Gerade in divers aufgestellten Teams ist es wichtig, dass alle über ihre Zuständigkeiten genau Bescheid wissen. Rollen und Verantwortlichkeiten sollten offen kommuniziert werden – nicht nur implizit durch Hierarchien oder Titel. Zu Projektbeginn ein Rollenboard oder ein kurzer Erwartungsaustausch im Team-Meeting hilft, Missverständnisse zu vermeiden.
2. Unterschiedliche Kommunikationsstile erkennen und respektieren
Manche Teammitglieder kommunizieren direkt, andere zurückhaltend oder diplomatisch. Das liegt nicht immer nur an dem Alter oder an der Erfahrung, sondern ist auch häufig eine Frage des Charakters. Wer auf Augenhöhe kommunizieren will, sollte nicht nur versuchen, den eigenen Stil durchzuziehen, sondern aktiv zuhören und sich auf andere einstellen.
3. Feedback geben – und einladen
Offenes Feedback macht Zusammenarbeit besser. Rückmeldungen können am besten ankommen und umgesetzt werden, wenn sie wertschätzend, konkret und konstruktiv formuliert sind. Auch Führungskräfte holen sich immer öfter aktiv Feedback, um Machtgefälle abzubauen. Für eine Kommunikation auf Augenhöhe kann die sogenannte „3W-Regel“: Wahrnehmung – Wirkung – Wunsch nützlich sein. („Mir ist aufgefallen, dass …“, „Das hat bei mir den Eindruck erweckt …“, „Ich würde mir wünschen, dass …“).
4. Raum für leise Stimmen schaffen
Oft dominieren charakterstarke Personen Meetings und Diskussionen – nicht aus Absicht, sondern aus Gewohnheit. Kommunikation auf Augenhöhe bedeutet auch, stillere oder unerfahrenere Teammitglieder aktiv einzubeziehen. Das gelingt zum Beispiel mit gezielten Fragen wie: „Wer hatte dazu noch keine Gelegenheit, etwas zu sagen?“ oder mithilfe digitaler Tools wie Mentimeter, über die sich Beiträge anonym und niedrigschwellig einsammeln lassen.
5. Gemeinsame Sprache finden
Fachbegriffe, Abkürzungen oder Jargon können schnell ausschließend wirken. Wer inklusiv kommunizieren will, achtet darauf, klar, verständlich und adressatengerecht zu sprechen – ohne zu vereinfachen. Das Prinzip „Plain Language“ hilft auch in internen Teams: kurze Sätze, klare Begriffe, aktiv statt passiv formulieren.
Wie man sieht: Kommunikation auf Augenhöhe zeigt sich nicht in großen Gesten, sondern in den kleinen, alltäglichen Momenten der Zusammenarbeit – wenn Rollen klar sind, Feedback ehrlich gegeben wird oder bewusst Raum für unterschiedliche Sichtweisen entsteht. Sie verlangt Aufmerksamkeit, Offenheit und manchmal auch das bewusste Zurücknehmen der eigenen Perspektive. Wer sich auf diesen Prozess einlässt, stärkt nicht nur das Miteinander im Team, sondern schafft die Grundlage für Vertrauen, bessere und schnellere Entscheidungen und gemeinsame Erfolge.
Quellen:
- Prof. Dr. Vera Gallistl (Uni Wien): Kommunikation in altersgemischten Teams.
- Dr. Judith Mangelsdorf, Deutsche Gesellschaft für Positive Psychologie: Erkenntnisse zu psychologischer Sicherheit als Grundlage für gute Kommunikation
- Amy Edmondson (Harvard Business School): The Fearless Organization, Konzept der Psychological Safety als Schlüssel für Zusammenarbeit auf Augenhöhe
- Google re:Work Studie „Project Aristotle“: Wichtigster Erfolgsfaktor für leistungsfähige Teams: Psychologische Sicherheit
- Watzlawick, Paul (u. a.): Menschliche Kommunikation