Mobilitätsschub für Brokstedt
Clemens Preine, Bürgermeister der Gemeinde Brokstedt, hat gleich zwei Fördermaßnahmen in der Gemeinde umgesetzt – das sei die richtige Entscheidung gewesen. Und auch als kleine oder ehrenamtlich verwaltete Gemeinde absolut machbar.
Der Bahnhof ist ein belebter Ort in Brokstedt. Vor allem seit Eröffnung des neu gestalteten Bahnhofsareals. Kinder, Pendler, sogar Menschen aus anderen Regionen in Schleswig-Holstein nutzen den Bahnhof gern. Die Anbindung war bereits vor der Umgestaltung attraktiv: In 42 Minuten nach Hamburg, in 38 Minuten nach Kiel und das stündlich. „Fairerweise muss man sagen, dass die Verbindung das einzig wirklich Attraktive war“, räumt der Bürgermeister ein. „Es gab ein Bahnhofsgebäude, das allerdings schon lange in Privatbesitz ist. Fahrradunterstände gab es nicht, da war gar nichts.“
Da kamen die neuen Förderprogramme für den Mobilitätsausbau in schleswig-holsteinischen Kommunen gerade recht. „Als das Programm ausgelobt wurde, fühlten wir uns in Brokstedt sofort angesprochen, denn wir wollten es unterstützen, dass mehr Menschen aufs Fahrrad umsteigen.“
Zweieinhalb Jahre dauerte es von der Initialzündung bis zur Eröffnung des neu gestalteten Bahnhofs. Inzwischen ginge das vielleicht noch schneller, vermutet der Bürgermeister. „Wir gehörten damals zu den ersten Gemeinden, die solche Sammelschließanlagen installiert haben“, erzählt er. Sammelschließanlagen – für alle, die ihre wertvollen Elektrofahrräder sicher verwahrt wissen wollen, ein handfester Anreiz, das Rad stärker in den Mobilitätsmix einzubinden. Damit sei man in Brokstedt eine Art Pilotprojekt gewesen. Zusammen mit einer regionalen Firma habe man die Anlagen entwickelt und an den Bedarf angepasst. 2017 war das Ergebnis für alle sicht- und erlebbar.
Mehr Radverkehr, mehr „Öffis“
„Kinder nutzen den Bahnhof oft und stellen ihre Räder entweder 50 Meter weiter am Bürgerhaus ab oder wenn von den beliebten überdachten Stellplätzen auf der südlichen Bahnseite noch welche frei sind, werden natürlich die genutzt.“ Online buchbar sind die Stellplätze in der ebenfalls auf der südlichen Bahnseite befindlichen Sammelschließanlage. Das wertvolle E-Bike möchte man schließlich gut geschützt vor Wetter und Diebstahl wissen. Die neuen Schließanlagen bieten genau das, sowie zwei Ladesäulen. „Zur Abwicklung der Onlinebuchungen wurde ein Betreibervertrag geschlossen, der aber am Ende keine Einnahmen in die Gemeindekasse einspielt“, erklärt der Bürgermeister.
„Ab 7 Uhr morgens sind die Stellplätze voll, das Angebot wird sehr gut angenommen“, freut sich Clemens Preine.
Auf der Südseite lässt sich auf einem der 17 neuen Park and Ride Parkplätze (P+R) der Pkw abstellen, um mit der Bahn weiterzufahren. Und auch das werde sehr gut genutzt, sagt Preine. Das sehe man häufig an den Kennzeichen der geparkten Autos. So würden auch viele Menschen aus dem Raum Rendsburg-Eckernförde die Anbindung in Brokstedt nutzen – auch weil das Verkehrsnetz der Gemeinde an den HVV angebunden ist.
„Wir beobachten eine Zunahme des Radverkehrs und eine stärkere Nutzung der Öffis“, beschreibt der Bürgermeister den positiven Effekt der geförderten Maßnahmen. Da habe sich auch schon viel im Bewusstsein der Menschen getan. Die Sammelschließanlage und die anderen Maßnahmen seien die richtige Entscheidung gewesen.
„Als Gemeinde kann man nur gewinnen“
Die Initialzündung sei von NAH.SH gekommen. „Wir wurden zu Gesprächen eingeladen und da wir zur Metropolregion Hamburg gehören, gab es einen Extra-Zuschuss. Insgesamt haben wir 20 Prozent der Kosten für die Umgestaltung getragen.“ Auch die Planung sei maßgeblich von NAH.SH übernommen worden – dazu gehörten auch Gespräche und Abstimmungen mit der Deutschen Bahn.
[Anm. d. Red.: Teilweise bestehen weitere Fördermöglichkeiten. So haben z. B. die Metropolregion-Hamburg-Kreise die Möglichkeit, zusätzliche Fördermittel aus dem Förderfonds Nord zu beantragen.]
„Man wird von NAH.SH wirklich gut begleitet, alle Schritte werden genau abgestimmt.“ Als Bürgermeister einer ehrenamtlich verwalteten Gemeinde kann Clemens Preine die Bedenken und Hemmschwellen vieler Verantwortlicher auf kommunaler Ebene verstehen. „Selbstverständlich ist so ein Projekt mit Aufwand verbunden.“ Doch mit dem passgenauen Rückenwind sei das gut zu bewerkstelligen. Viele Ehrenamtliche trauen sich ein solches Großprojekt nicht zu, man fürchte, den Aufwand nicht stemmen zu können – weder personell noch finanziell. „Keine Angst“, rät Preine, „man wird umfassend begleitet und kann als Gemeinde nur gewinnen.“ Und das Ergebnis kann sich in der Tat sehen lassen.
Der Naturpark Aukrug hat die Gemeinde Brokstedt als Gastmitglied aufgenommen. Davon profitiert die Gemeinde: Der Fahrradtourismus hat einen Aufschwung erfahren und viele Reisende nutzen die Route durch Brokstedt, seine gute Infrastruktur und Anbindung in der Region.
Gleich zwei Förderprojekte
Hinter der Bahnhofsumgestaltung verbergen sich gleich zwei Förderprojekte. „Die Umgestaltung der Parkplätze haben wir während der laufenden Maßnahmen gleich mitgemacht.“ Wenn anpacken, dann richtig. Zudem müsse man bei einer hohen Fördersumme nicht lange überlegen. „Natürlich muss bei einem solchen Projekt alles sehr genau laufen, mit vielen Abstimmungen – aber das kennt man und nimmt es gern in Kauf. Der ganze Prozess dauert natürlich etwas.“ Das Ergebnis sei dafür aber sehr gut. „Alles in allem hat die Zusammenarbeit mit den Partnern, die mit an Bord waren, gut geklappt. Ich kann das nur empfehlen.“
Für alle, die nun neugierig geworden sind und in der eigenen Gemeinde etwas bewegen, aber nicht gleich ins kalte Wasser springen wollen, hat Clemens Preine einen Rat: „Kommen Sie zu uns nach Brokstedt und sehen Sie sich unser Projekt gern an.“ Das geht ganz bequem mit den „Öffis“ und auch das E-Bike darf nun sicher abgestellt und nebenbei geladen werden.